Hier kommt der Wein (Autor: Li Bai) O siehst du nicht
Das Wasser des gelben Stromes:
vom hohen Himmel gekommen,
Jagen sie meerwaerts
und kehren nie mehr zurueck!
O siehst du nicht
Droben im Saal den Spiegel
betrauern dein weisses Haar?
Morgen noch war es wie dunkle Seide;
abends schon ward es zu schnee.
So lebe, Mensch,nach Herzenslust
und koste bis zur Neige das Glueck!
Lass nie den goldenen Pokal
leer unterm Monde stehn!
Der Himmel schuf in uns die Gaben-
so muessen wir sie nuetzen.
Wenn tausend Gulden verschleudert sind -
sie kehren wieder ein andermal.
Kocht einen Hammel! Schlachtet ein Rind!
Und lasst uns froehlich sein!
Lasst uns auf einen Zug
dreihundert Becher leeren!
Du, Meister Tsen! Mein Freund Zinnoberbuehl!
Hier kommt der Wein. Weis' keiner ihn zurueck!
Ein Lied will ich den Herrn jetzt singen.
Neigt mir ein Ohr und hoert mir zu!
Glocken und Pauken und Leckerbissen
sind alles wertlose Sachen.
Aber betrunken will ich sein
und will nie mehr erwachen.
Wie still sie sind die Heiligen
und Weisen des Altertumes!
Nur was ein guter Trinker war,
der freut sich ewigen Ruhmes:
Als vorzeiten der Prinz von Tschen
zum Fest auf dem Soeller des Gluecks gerufen,
Hallten die Waende von Lachen und Lust,
und der Wein floss aus zehntausend Kufen.
Was will der Wirt?
Er sagt, zu wenig Geld?
Kauf er nur unbesorgt,
was er den Herrn kredenze.
Mein schimmernder Scheck!
mein Tausend-Gulden-Pelz!
Mach er zu Wein sie rasch,
ruf er den Schenken!
ich will mit euch
den Gram von tausend Aeonen ertraenken.