|
2005年8月23日,法兰克福报登出一篇题目为《过去的就应该过去》的署名文章。作者不顾史实和日本在侵华问题上至今仍然顽固于对历史不负责任的态度,一味指责中国在战后对曾经遭受日本侵略念念不忘。黑白颠倒地将中国抗美援朝战争和对越反击战说成是由中国发动的侵略战争。文章最后甚至还将持续不断的中日韩问题归罪于中方。<br />我们理解为什么会在这样一个时刻出现这样一篇文章。应该遗憾于一些人为了达到某个目标就要践踏历史,为行将瓦解的经不起表决的提案同盟摇旗呐喊。<br />作为中国人,一个战后60年在德国留学的普通中国年轻人,我没有参加过抗日,原因既简单又明显。我也没有狂热的反日,因为并不理智的民族情结并不能解决问题。但是我会因为看到华沙一跪的照片而心灵震撼。看到这样一篇文章而义愤填膺。<br />理工专业的我,尽管白天面对毕业论文的时候能在键盘上手指飞扬,可是面对这样一篇文章,我却只能心灵震颤。从来信奉善者不辩的我,今天终于决定不再坚忍。如果你的德语足以表达我们的真实感受,能够清晰说明历史事实,告诉我们,写给我们,让事实说话,给他们看看,给所有的被误导的德国人看看。<br /><br />联系邮件 g.yu@tu-bs.de<br /><br />Vergangenheit, die vergehen sollte <br /><br />Vergangenheit, die vergehen sollte (23.8.2005) <br />[ Politik ] Siegfried Kohlhammer / Frankfurter Allgemeine Zeitung <br />Erschienen am : 23.8.2005 <br /><br /><br /><br />Enschuldigung, Entschädigung: Gegen die schwarze Legende der japanischen Nachkriegszeit <br /><br />Vor sechzig Jahren kapitulierte Japan, nachdem es einen großen Teil Asiens erobert, kolonialisiert, ausgebeutet, terrorisiert und furchtbare Verbrechen begangen hatte. Blickt man auf die vergangenen sechzig Jahre, könnte man meinen, daß kaum je ein verbrecherischer Staat so erfolgreich zu einem friedliebenden, demokratischen und prosperierenden resozialisiert worden ist. In all diesen Jahren mußte keiner sich vor einem japanischen Angriff fürchten – anders als im Fall seiner hochgerüsteten Nachbarn, die ihre eigenen oder andere Länder mit Krieg überzogen. Die Volksrepublik China führte zwischen 1950 (Korea) und 1979 (Vietnam) mehrere Angriffskriege und wurde 1951 von den Vereinten Nationen zum Aggressor erklärt – dasselbe China, das heute Japan einen Platz im Sicherheitsrat verweigern will, da diesem Land nicht zu trauen sei. Und doch wird Japan seit der Rückgewinnung seiner Unabhängigkeit 1952 unermüdlich angeklagt, unmittelbar vor einem Sprung in seine Vergangenheit zu stehen. Die antijapanische Propaganda war im Westen um so wirksamer, als sie auf die unbestreitbaren Verbrechen vor 1945 verweisen konnte. Es waren die Opfer, die sprachen, zumindest beanspruchten sie, im Namen der Opfer zu sprechen – und können Opfer unrecht haben?<br /><br />Das negative Bild eines Japan, das seit über fünfzig Jahren rückfällig zu werden droht, stammt aus der verbreiteten Ansicht, daß Japan seine Verbrechen nicht nur nicht bereue, sondern sich auch nicht dafür entschuldigt habe oder die Entschuldigungen nicht aufrichtig und ernst gemeint seien, daß Japan nie für seine Verbrechen bestraft worden sei und keinerlei Entschädigungen geleistet habe. <br /><br />Fast gänzlich unbekannt oder vergessen sind mittlerweile außerhalb Japans die etwa 2200 Prozesse gegen 5700 Angeklagte wegen der sogenannten Class-B- und Class-C-Kriegsverbrechen, die zwischen 1945 und 1951 von den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Frankreich, China, Holland, Australien, der Sowjetunion und den Philippinen von Singapur bis zu den pazifischen Inseln, von Sibirien bis Australien durchgeführt wurden. 4405 der Angeklagten, von militärischen Befehlshabern im Rang eines Generals oder Admirals bis zu einfachen Wachsoldaten, wurden verurteilt, 984 von ihnen zum Tode. Hinzu kommen die geheimen Prozesse der Sowjets, bei denen rund 3000 Japaner als Kriegsverbrecher hingerichtet wurden. <br /><br />Die bekanntesten Kriegsverbrechen wurden damals verhandelt, die Massaker von Nanking, von Manila, der Todesmarsch von Bataan, die ,Brücke am Kwai‘-Mißhandlungen der Kriegsgefangenen, und die Verantwortlichen – gelegentlich auch die Nicht-Verantwortlichen – meist zum Tode verurteilt. <br /><br />Daß damit keineswegs alle Verbrechen gesühnt worden waren, daß viele der Untersuchungshäftlinge nach dem Ende des Tokioter Prozesses entlassen wurden und einer von ihnen, Herr Kishi, später Premierminister wurde, daß ein großer Teil der mehr als zweihunderttausend von den Säuberungen des Beamten-, Verwaltungs- und Polizeiapparats, der Presse und privater Unternehmen betroffenen Personen später wieder in Amt und Würden gelangten, ohne daß Japan deshalb seine Vergangenheit wiederholen mußte, legt den Schluß nahe, daß sich die Säuberungen, Prozesse und Verurteilungen – sosehr sie vom Standpunkt der Gerechtigkeit und des internationalen Rechts aus wünschenswert waren – doch für die Transformation Japans zu einem Rechtsstaat als von geringer Bedeutung erwiesen. Die Belasteten waren in der Regel kompetente, energische, intelligente Leute, die in jedem System gut funktionierten. Der durch einen Militärputsch an die Macht gelangte südkoreanische Präsident Park war Kollaborateur der Japaner gewesen, ausgebildet an einer japanischen Militärakademie und japanischer Offizier bei der berüchtigten Kwantung-Armee in der Mandschurei – aber er wurde der Vater des südkoreanischen Wirtschaftswunders, unter Anwendung des japanischen Modells. Laut einer Umfrage von 1995 wird er von zwei Dritteln der Südkoreaner als ihr größter Präsident angesehen.<br /><br />Anders als es die Meinung will, blieb Japan nach Kriegsende nicht von Demontagen und Reparationen verschont, ganz zu schweigen von den Hunderttausenden japanischer Kriegsgefangener, die jahrelang für die Briten, Niederländer, Chinesen und insbesondere die Sowjetunion, in den sibirischen Lagern, aus denen ein großer Teil nicht zurückkehrte, arbeiten oder gar Krieg führen mußten, oder von den Nachkriegsmassakern an japanischen Zivilisten in China und Korea. Die Auslandsguthaben in Höhe von maximal drei Milliarden Dollar zu Vorkriegspreisen wurden beschlagnahmt, und auch wenn die Vereinigten Staaten dem verarmten Land in den Nachkriegsjahren insgesamt 1,8 Milliarden Dollar Hilfe gewährten, mußte dieses doch die Besatzungskosten in Gesamthöhe von etwa fünf Milliarden Dollar tragen. <br /><br />Mehrere Staaten verzichteten auf Reparationen (darunter Taiwan und Indien), so daß schließlich zwischen 1955 und 1975 Reparationen oder reparationsähnliche Zahlungen in Höhe von insgesamt knapp 1486 Millionen Dollar an sieben südostasiatische Staaten und Südkorea erfolgten. Das war wenig, verglichen mit der Bundesrepublik, aber die deutschen Verbrechen sind ja, wie wir wissen, unvergleichbar. <br /><br />Im Friedensvertrag mit Japan verzichtete die Volksrepublik China 1978 auf alle Reparationsforderungen, wovon sie heute nichts mehr wissen will. Die von Japan auch heute noch gewährte Entwicklungshilfe an China und die mehr als 30 Milliarden Dollar Kredite zu Sonderbedingungen aus Japan, die erheblich zur Entwicklung des Landes beitrugen, seien kein Ersatz für Reparationen, die man nun von Japan erwarte. Auch Südkorea bereut mittlerweile den Vertrag von 1965, in dem gegen Barzahlungen und Kredite auf alle künftigen Forderungen gegenüber Japan verzichtet wurde. Japans Berufung auf gültige Verträge gilt nur als ein weiteres Beispiel für die Verstocktheit und Reuelosigkeit des perfiden Nippon.<br /><br />Verweisen China und die beiden Koreas anklagend auf japanische Verbrechen in der Zeit vor dem September 1945, so nennen sie in der Regel – auch von den meisten Japanern nicht bestrittene – Tatsachen. Aber ihre Empörung beruht nicht darauf, daß gegen Menschenrechte verstoßen wurde, sondern darauf, daß diese Untaten von Japanern – statt von ihnen selbst – verübt wurden. Die chinesischen Kommunisten wie die Nationalisten unter Tschiang Kai-schek haben mehr Chinesen ermordet, mißhandelt und ausgeplündert als die Japaner, ohne daß dies zu Reuebekundungen, Entschuldigungen oder Entschädigungen geführt hätte. Das nordkoreanische Regime behandelt heute die meisten seiner Bürger gewiß schlechter, als es die Japaner je taten. Südkorea enthält sich der Stimme, wenn von den Vereinten Nationen die Menschenrechtsverletzungen in Nordkorea angeklagt werden. Südkorea kann seit seiner Gründung bis 1993 eine kaum unterbrochene Reihe von brutalen Diktatoren vorweisen mit gewohnheitsmäßigen Menschenrechtsverletzungen, gipfelnd in den Massakern von Cheju 1948 unter Präsident Rhee – dreißig- bis sechzigtausend Tote, vierzigtausend flohen nach Japan – und Kwangju unter Präsident Chun. <br /><br />Worum es China und den Koreas zu tun ist, wenn sie Japan anklagen, sind sowohl Geld und politische Konzessionen wie die Demütigung Japans als auch die Schwächung des internationalen und regionalen Einflusses Japans. Daß es diesen Ländern gar nicht um ein friedliches und verträgliches Koexistieren mit Japan geht, wenn sie es auffordern, sich zu ändern, zeigt der Fall der Entschuldigungen. Japan, so wurde geklagt, habe nie einen Adenauer der Aussöhnungspolitik gehabt. Mag sein. Ganz sicher aber gab es auf seiten der Koreas und Chinas keinen Ben Gurion und keinen de Gaulle. <br /><br />Als Präsident Roh sich bei seinem Staatsbesuch in Deutschland bei Kanzler Schröder über Japan beklagte, da schloß dieser, wie die „Korea Times“ am 4. Mai meldete, sich der Kritik an: Japan habe es versäumt, sich aufrichtig zu entschuldigen und Reue über die Vergangenheit zu bekunden. Vor zehn Jahren, anläßlich des 50. Jahrestages des Kriegsendes, gab der damalige Premierminister Murayama eine Erklärung vor dem Parlament ab, in der er als „unwiderlegbare Tatsachen der Geschichte“ die von der japanischen Kolonialherrschaft und Aggression verursachten furchtbaren Schäden und das große Leid der Menschen vieler asiatischer Nationen“ nannte, seine Empfindung „tiefer Reue“ zum Ausdruck und eine „von Herzen kommende“ Entschuldigung aussprach. Zwei Jahre zuvor schon hatte Premierminister Hosokawa angesichts dieser Fakten „tiefe Reue und Entschuldigung“ vorgetragen. <br /><br />1990 hatte der Tenno anläßlich eines Staatsbesuchs des südkoreanischen Präsidenten eine von beiden Seiten ausgehandelte und akzeptierte Erklärung abgegeben, die von südkoreanischer Seite als Entschuldigung angenommen wurde – „der Kaiser bewies ein Höchstmaß an Aufrichtigkeit“ –, ein Großteil der südkoreanischen Presse und siebzig Prozent der in Südkorea Befragten erklärten die Entschuldigung jedoch als unzureichend, wie üblich wegen mangelnder Aufrichtigkeit. 1984 hatte der Vorgänger des Kaisers bereits eine Art Entschuldigung ausgesprochen. Einschlägige Bemühungen Japans gehen bis auf das Jahr 1958 zurück. 1965, anläßlich der Normalisierung der beiderseitigen Beziehungen, hatten die Japaner ihr „tiefes Bedauern“ für die Kolonisierung Koreas formuliert.<br /><br />Auf ein neues also. 1998 versprach Präsident Kim Dae-Jung die koreanische Entschuldigungsdiplomatie zu beenden, falls in Japan eine unmißverständliche, aufrichtige Entschuldigung vorgebracht werde. Was wunschgemäß geschah, akzeptiert und in einer gemeinsamen Erklärung schriftlich festgehalten wurde. Genützt hat es nichts. Dies gilt auch für China, wie die antijapanischen Ausschreitungen der letzten Jahre zeigen. Im Fall von China wurde 1972 zum erstenmal eine Art Entschuldigung vorgetragen – man fühle sich zutiefst verantwortlich für das von Japan dem chinesischen Volk angetane Leid. 1978 erklärte Deng Xiao-ping bei seinem Staatsbesuch in Japan: „Lassen wir die Vergangenheit vergehen. Von nun an wollen wir positiv nach vorne blicken.“ Dann aber entdeckte China den Nutzen nationalistischer antijapanischer Propaganda im Kampf gegen die Demokratiebewegung und schloß sich der südkoreanischen Entschuldigungsdiplomatie an. Der „Economist“ vom 23. März dieses Jahres zählt seit 1972 siebzehn offizielle Entschuldigungen Japans gegenüber China. Es ist kein Ende abzusehen, weil kein Ende gewollt wird. <br /> |
|