Euro-Krise Der deutsche Sündenfall
Griechenland hat gegen die Regeln der Eurozone verstoßen – und viel mehr Schulden gemacht als erlaubt. Doch neue Zahlen zeigen: Auch die Deutschen sind keine Musterschüler.
Der deutsche Staatshaushalt ist im Krisenjahr 2009 noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht als bisher angenommen. Das Staatsdefizit betrug im vergangenen Jahr 79,3 Milliarden Euro, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mit. Die Experten revidierten erste Schätzungen vom Januar. Die gesamtstaatliche Neuverschuldung kletterte auf 3,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).
Damit überschritt Deutschland erstmals seit 2005 wieder die Maastricht-Grenze. Die EU-Regel erlaubt ein Defizit von maximal 3,0 Prozent des BIP. Im Januar waren die Statistiker zunächst von einem Fehlbetrag von 77,2 Milliarden Euro und einer Defizitquote von 3,2 Prozent ausgegangen. In Griechenland, das nach Meinung mancher Experten vor der Pleite steht, betrug die Neuverschuldung 2009 knapp 13 Prozent vom BIP.
Die Konsumenten streiken
Die deutsche Wirtschaft erlebte im vergangenen Jahr die schwerste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Obwohl das Schlimmste überwunden scheint, bleibt höchst unsicher, wann die Konjunktur den nächsten Boom schafft. Zum Jahresende bremste der schwache Konsum den ohnehin nur zarten Aufschwung. Das BIP stagnierte im vierten Quartal trotz positiver Impulse durch den Export auf dem Niveau des Vorquartals. Damit bestätigte das Statistische Bundesamt am Mittwoch vorläufige Zahlen von Mitte Februar.
Im Schlussquartal 2009 sorgte allein der Außenhandel für Wachstumsimpulse. Während die Exporte im Vergleich zum Vorquartal um 3,0 Prozent zulegten, waren die Importe mit minus 1,8 Prozent rückläufig. Damit hat der Außenbeitrag nach den Berechnungen der Statistiker mit 2,0 Prozentpunkten zur Wirtschaftsentwicklung beigetragen.
„Ein schwieriges Jahr“
Die Fragezeichen beim Konsum bleiben. Die steigende Angst vor Arbeitslosigkeit und die schwierige Haushaltslage Griechenlands versetzten der Verbraucherstimmung auch im Februar einen Dämpfer. Erneut rechneten weniger Menschen als im Januar mit einer Verbesserung ihrer Einkommen. Zudem stuften die Verbraucher die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland wieder skeptischer ein, wie aus der am Mittwoch veröffentlichen Konsumklimastudie des Nürnberger Marktforschers GfK hervorgeht. Trotz anhaltender Rabattaktionen hielten sich die Menschen auch wieder mit größeren Anschaffungen zurück.
Für März erwartet GfK-Experte Rolf Bürkl daher zum fünften Mal in Folge eine Verschlechterung des Konsumklimaindexes. Er geht von einem Rückgang um 0,1 auf 3,2 Punkte aus. „Dies verdeutlicht, dass dem privaten Verbrauch ein schwieriges Jahr bevorsteht“, schreibt er. Vor einem Jahr lag das Konsumbarometer bei 2,3 Punkten.